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03 février 2017

Der Teufelsgeiger

par Philharmonie Luxemburg

«Der Teufelsgeiger» für Kinder im Alter zwischen 9 und 12 Jahren

Öffentliche Generalprobe am 04.02.2017 in der Salle de Musique de Chambre

Außergewöhnliche Konzerterlebnisse für junges Publikum liegen der Philharmonie am Herzen. In der Konzertserie „Miouzik“ feiert am Sonntag, 05.02.2017 das spektakuläre Projekt, der „Teufelsgeiger“ rund um den Geigenvirtuosen und Komponisten Niccolo Pagani Premiere.

Alle Kinder und Erwachsene, die keine Tickets für das ausverkaufte Konzert erhalten haben, sind sehr herzlich zur kostenlosen öffentlichen Generalprobe am Samstag, 04.02.2017, 15:00 in der Salle de Musique de Chambre eingeladen. Anmeldungen per E-Mail an education@philharmonie.lu.

Iskandar Widjaja, deutscher Violinist und Preisträger zahlreicher internationaler Wettbewerbe, verkörpert den italienischen Geigenvirtuosen Niccolo Paganini. Regisseurin Nelly Danker, die zuletzt im Philharmonie-Zyklus „Bout’chou“ zu Gast war, hat das visuelle Konzert gemeinsam mit dem Videokünstler Sami Bill entwickelt. Mit dabei ist auch der Pianist Massimiliano Iezzi am Klavier.

Ich habe den Künstler Iskandar Widjaja während der Proben für dieses Projekt begleitet. Eine charismatische und inspirierende Persönlichkeit, die nur so vor Energie sprüht. Er nimmt sein Publikum auf eine spannende Reise mit und zeigt ihnen das unglaublich facettenreiche Repertoire von Paganini.

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Wir haben uns Iskandar Widjaja nach den Proben zum Interview getroffen und spannende Einblicke erhalten:

Der „Teufelsgeiger“ richtet sich an Kinder zwischen 9 bis 12 Jahren. Was macht die Arbeit mit jungem Publikum aus/besonders?

Ich arbeite sehr viel und sehr oft mit Kindern. Es ist wirklich ein Unterschied, wie alt sie sind und meine Arbeit muss auf die jeweilige Altersklasse zurechtgelegt werden. Die 9 bis 12-Jährigen wissen schon sehr viel, da kann man gut anspruchsvolle, nuancierte Sachen machen. In diesem Paganiniprogramm gehen wir in die Tiefe der Figur „Paganini“ und zeigen einen reisenden, virtuosen Solisten. Die Figur zeigt auch Parallelen zu meinem Leben: Das Reisen, das Üben und die Anstrengung. Mit der Repertoireauswahl bin ich auch so vorgegangen, dass ich Stücke nehme, die beeindruckend sind, die alle Welten abdecken. Auch die gesanglichen, romantischen Sachen und die unverkennbaren Melodien wie La Cappela, hat jeder schon mal gehört.

Paganini war ein phänomenaler Geiger, Komponist und eine Art Popstar des Musiklebens. Was macht die Figur Paganini heute interessant?

Paganini war ein Phänomen. Er kann nicht richtig in die Geschichte eingeordnet werden. Die Geigenliteratur hat sich entwickelt und dann kam die Figur „Paganini“, die sich getraut hat, auszuprobieren. Niemand vorher ist so weit gegangen. Er hat die Geigentechnik revolutioniert. Das war mit sehr viel harter Arbeit verbunden. Es ist auch bekannt, dass sein Vater ihn als Kind gedrillt hat. Heutzutage ist es nicht anders, wenn du an die Spitze deiner Profession gehen willst. Die Sache, die bei Paganini spannend ist, ist die Sache der Vermarktung. Er hat schon damals wie niemand anders vor ihm, es extrem ausgereizt. Es gab Paganinitorten, Paganiniseifen und alles Mögliche. Er hat auch die Story um seine Persönlichkeit mitunterstützt, also die Legende, dass er mit dem Teufel einen Pakt hat. Während seiner Konzerte hat er zum Teil die Seiten so präpariert, dass sie gerissen sind. Es war eine Art Show und auch das rundherum. Heute sehen wir es stärker denn je, in jedem Bereich der Kunst, sei es in der Klassik oder Pop. Ich möchte Paganini gar nicht in so eine Vermarktungsmaschinerie drängen, sondern bei ihm war alles sehr authentisch, was er alles gemacht hat. Ich denke, das ist auch der Schlüssel für seinen Erfolg. Paganini hatte eine unglaubliche Substanz als Künstler, die die Leute faszinierte. Die Leute konnten sich ihm gar nicht entziehen und sogar großartige Komponisten wie Schumann und Liszt waren von der Figur Paganini fasziniert und haben sich in diesen Sog mit einziehen lassen.

Das Repertoire von Paganini ist für jeden Geiger eine Herausforderung. Wie gingen Sie mit dieser Herausforderung um?

Schon in meinen Teenagerjahren habe ich mit den Paganini-Capricen angefangen. Das 1. Violinkonzert habe ich bei der Aufnahmeprüfung an der Hochschule der Musik in Berlin gespielt. Paganini hat mich lange begleitet und als 11-Jähriger habe ich schon heimlich die Capricen angefangen zu üben. Ich war so fasziniert vom sportlichen Aspekt, dass man die instrumentalen Mittel so ausreizen kann, bis ins quasi Unmögliche. Ich habe viele Stunden in meinem Leben verbracht, Paganini zu üben. Ich glaube, es gibt auf fast keinem Instrument solche Kompositionen, die so an die Grenzen des technischen Möglichen gehen. Paganini hat so was Besonderes, Unerreichbares, Diabolisches und ich denke, die Capricen waren damals gar nicht für den Konzertgebrauch vorhergesehen. Paganini hat sie nur als Etüden konzipiert. Heutzutage ist das geigentechnische Niveau sowieso gestiegen und die Capricen werden auch öffentlich gespielt.

Ich denke, wenn man den Geist von Paganini erfassen will, dann gehört noch mehr dazu als die Technik alleine. Da gehört auch die ganze Aura mit rein, das Geschmeidige, Verführerische, was er hatte, was wir auch von Augenzeugenberichten wissen.

Was bewundern Sie an der Person Niccolo Paganini?

Er hat extrem hart gearbeitet. Ich glaube nicht wirklich an Talent, sondern an Willensstärke und Vision. Diese zwei Dinge brauchst du, um es an die Spitze für welche Profession auch immer zu bringen. Diese zwei Eigenschaften hatte er garantiert. Er hat mehr gearbeitet als jeder anderer, mit unglaublicher Hartnäckigkeit und Zwang. Er hat sich so seine Marke erschaffen, und das ist bewundernswert. Diese Marke lebt noch nach 100 von Jahren nach seinem Tod weiter. Jeder Musiker hat den Namen Paganini schon Mal gehört. Er ist für sie eine Ikone geworden. Als er mit der Geige alles erreicht hat, hat er noch ein zweites Instrument gelernt, die Gitarre. Er hat sich immer neuen Herausforderungen gestellt und sich neue Ziele gesetzt. Er hat mit der Geige alles erreicht, was man erreichen kann und hat sich dann sofort ein neues Ziel gesetzt. Er hat auch Kompositionen für die Gitarre geschrieben. Diesen unglaublichen Drive von Paganini bewundere ich.

Auch Sie sind ein sehr bekannter Geiger, wie ist es bzw. war es für sie während des Probens, einen ebenso virtuosen berühmten Geigenspieler zu verkörpern?

Unser Ansatz war es nicht Paganini nachzuahmen, sondern die Figur Paganini sollte in Relation zu einem modernen reisenden Virtuosen stehen, d.h. ich kann bei den Aufführungen mehr oder weniger mich selber sein. Ich wurde gecastet für dieses Projekt, weil ich in meiner Art an ihn erinnere. Wie er habe ich anscheinend etwas Wildes und Diabolisches. Als Künstler muss man sich immer in eine Person hineinversetzen können, auch immer in die Gedankenwelt des Komponisten. Man muss nachspüren können, was er oder sie empfunden haben könnte. Das ist eine Art all-consuming work. Mit Übung kann man dies erreichen. Sicher hilft es, darüber zu lesen und die biografischen Eckdaten zu kennen. Aber das meiste ist in der Musik codiert. Ich glaube, dass die Komponisten die Noten als verschlüsselten Code brauchen, um ihre Gedankenwelt niederzuschreiben und die müssen wir als Interpreten verschlüsseln. Es geht nur um die reine Musik, in konzentrierter Form in die Noten hineingelegt.