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04 avril 2012

Drahtseilakte mit Robert Levin

par Philharmonie Luxemburg

 

Am 16., 18., 20. und 21.04.2012 gastiert der US-amerikanische Pianist Robert Levin mit drei Beethoven-Klavierkonzerten in der Philharmonie, seine musikalischen Partner sind das Originalklangensemble La Chambre Philharmonique, das OPL und Emmanuel Krivine.

Robert Levin spielt sowohl auf historischen als auch auf modernen Instrumenten und ist berühmt für seine improvisierten Kadenzen – jene Abschnitte, die kurz vor Schluss eines klassischen Konzertsatzes erklingen und die allein dem Solisten vorbehalten sind. Dabei ahmt er die «Sprache» des betreffenden Komponisten täuschend ähnlich nach, hier ein jüngeres und hier  ein älteres Beispiel für Mozart.

Ich habe mich mit dem begeisterten Musiker und Musikvermittler, der übrigens auch als Professor an der Harvard University lehrt, im Vorfeld seiner Luxemburger «Mini-Residency» unterhalten. Das vollständige Interview findet ihr im Abendprogramm zum Konzert am 16.04.2012, ein paar Auszüge gibt es jetzt schon.

Über die Bedeutung einer (improvisierten) Kadenz:

In einer Kadenz geht es um mehr als nur darum, sein technisches Können unter Beweis zu stellen. Es geht um die emotionale Botschaft – und um die Lust am Risiko: Bei einer improvisierten Kadenz wissen alle – ich, die Zuhörer, das Orchester –, dass alles daneben gehen kann. Das ist wie ein Drahtseilakt ohne Netz.

Zur Aneignung fremder musikalischer Stile:

Bei der ersten Begegnung mit einem musikalischen Idiom aus der Vergangenheit muss man die spezifische Grammatik des Komponisten so genau wie möglich erfassen. Vergleiche helfen dann beim Feintuning, das ich als Perfektionist natürlich nicht aus den Augen verlieren darf – schließlich will ich in einem Hollywood-Film, der in den 1930er Jahren spielt, auch keine Autos aus den 1940er Jahren sehen!

Beethoven als Vorbild?

Ja, sicher! Den meisten Komponisten geht es um die Darstellung der Gesellschaft. Beethoven hingegen liefert keine Portraits, er liest gewissermaßen aus seinem Tagebuch – und das hat bis heute Auswirkungen auf die Bedeutung, die wir einem Musiker zumessen: Was hat er uns zu sagen, welche Botschaft vermittelt er?

Über die Zusammenarbeit mit Emmanuel Krivine:

Emmanuel Krivine und ich haben uns bereits bei unserer ersten Begegnung bestens unterhalten und miteinander musiziert, ich habe ein ganz besonderes künstlerisches Verhältnis zu ihm. Er ist nicht nur ein Musiker von außerordentlich hohem Niveau, sondern auch tiefsinnig und geistreich.

Auf die Frage, was ihn antreibt:

Die Leidenschaft! Die Begegnung mit dem Publikum und den Musikern fasziniert mich immer wieder, das ist eine zutiefst emotionale Angelegenheit.

Es verspricht also spannend zu werden – nicht nur für die Zuhörer, sondern auch für Robert Levin, der das Improvisieren als Gespräch mit einem Fremden begreift: Da wisse man vorher schließlich auch nie, mit welcher Sprache man sich am besten verständlich mache.

Nun, diese Frage muss er sich in Luxemburg zumindest nicht stellen – beim «Dating: Special» am 18.04.2011 kommt ihm aber sicher zugute, dass er nicht nur Englisch, sondern auch fließend Französisch und Deutsch spricht.

 

Karsten