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09 décembre 2010

Musik voller Sehnsucht und Rhythmik

par Philharmonie Luxemburg

Mitten im atlantischen Ozean, 600 Kilometer von der Küste Senegals entfernt, weder so ganz zu Afrika und noch weniger zu Europa gehörend, taucht eine kleine Inselgruppe vulkanischen Ursprungs auf: die Kapverdischen Inseln.

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Die dort entstehende Musik beinhaltet portugiesische, afrikanische und brasilianische Elemente, durch die Emigration zahlreicher Kapverdier nach Amerika oder Europa – aber auch durch die Isolation der auf den kargen Inseln Zurückgebliebenen – hat sich ein ganz eigenes Gefühl der Sehnsucht entwickelt, das sich (...) permanent durch die Literatur und Musik der Bewohner zieht. Die Kapverdier nennen dieses Gefühl „Sodade“: diese bittersüsse Empfindung zwischen Nostalgie, Sehnsucht und dem Vermissen von Heimat und Liebe, das wohl jeder von uns schon einmal erlebt hat.

Wenn wir an Kapverdische Musik denken, dann denken wir in erster Linie an Cesaria Evora, la Grande Dame der Weltmusik, in Frankreich auch liebevoll „Diva aux Pieds Nus“ genannt, entsprechend ihrer Vorliebe barfuss aufzutreten.

Sie singt mit ihrer unnachahmlichen Stimme ihre bluesigen Songs, die als Morna bekannt sind, dem bedeutendsten Musikstil der Inseln. Langsame, nachdenklich klingende, in Moll komponierte Melodien und Texte, die vollendete Gedichte voller Verlangen, Sehnsucht und Einsamkeit ausdrücken. Beim Zuhören fühlt man sich sofort ein wenig an den portugiesischen Fado erinnert, was bei der kolonialistischen Vergangenheit des Landes (erst seit 1975 sind die Kapverden von Portugal unabhängig) nicht wirklich verwundert.

Da die Kapverdier auch gern feiern und tanzen, gibt es natürlich auch schnellere und fröhlichere Musikformen. Zum Beispiel die Coladera (oder Coladeira) mit ihren typischen Hörner- und Keyboard-Klängen, eine rhythmische Tanzmusik, beeinflusst vom karibischen Zouk sowie von der brasilianischen Samba. Oder als Steigerung in Sachen Schnelligkeit und Rhythmik die Funaná, traditionell mit Akkordeon und Ferrinho (einem metallenen Schlaginstrument, auf dem mit einer Art Messer gekratzt wird) begleitet. Während der Kolonialzeit war Funaná von den Portugiesen verboten, da diese Musik oft benutzt wurde, um den Frust auf das System in die Texte einfliessen zu lassen.

Natürlich existieren auch noch diverse andere kapverdische Musikrichtungen, jede Insel pflegt ihre ganz eigenen Traditionen. International sorgen nebst Cesaria Evora inzwischen diverse Bands wie Simentera oder MusikerInnen/SängerInnen wie Mayra Andrade, Paulino Vieira, Tito Paris, Bana, Nancy Vieira, Bau, Carmen Souza oder Lura für Furore.

Am 10. Dezember spielt Carmen Souza in der Salle de Musique de Chambre der Philharmonie.

Hier noch einige Hörtipps:

The Rough Guide to the Music of Cape Verde (World Music Network) gibt einen schönen Überblick über das aktuelle Musikschaffen der Insel. Einziger kleiner Schwachpunkt ist, dass Cesaria Evora aufgrund von Lizenz-Einschränkungen nur mit einer eher schwachen Live-Aufnahme vertreten ist.

Miss Perfumado (BMG/Lusafrica) ist das wunderbare akustische Album, mit welchem Cesaria Evora ihr ganz grosser internationaler Durchbruch gelang.

Tr’adictional (Melodie) ist das vierte und wohl beste Album von Simentera

Di Korpu Ku Alma (Lusafrica) von Lura mit einer schönen Mischung von Songs im Morna-, Coladera- und Funana-Stil

Sara