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28 février 2011

Von meditativer Stille bis tänzerischer Ekstase – die vielfältge Welt des Akkordeons

par Philharmonie Luxemburg

Morgen Dienstag, 1. März sind vier junge Musiker aus Agueda in der Nähe von Porto bei uns in der Philharmonie zu Gast, welche uns  - davon gehen wir aus -  mit den ruhigen, lyrischen, ja beinahe meditativen Klängen ihrer Instrumente verzaubern werden: Danças Ocultas mit ihren vier Akkordeons. Grund genug für uns, euch ein paar der momentan spannendsten Vertreter/-innen dieses 1829 in Wien erstmals in Erscheinung getretenen Instrumentes in Bild und Ton vorzustellen:

Richard Galliano – ein Name, viele Assoziationen: Akkordeon, Künstler, Komponist, Virtuose. 1950 ist Galliano in Cannes geboren und gilt international als „Entdecker des Akkordeon im Jazz“ und als weltberühmtester Akkordeonspieler. Seine Musik lebt nebst dem Jazz aber auch von Tango, Chanson, Klassik und lateinamerikanischen Rhythmen. Mit der Erschaffung des Stils „New Musette“, in welchem er die traditionelle Musette mit dem modernen Jazz verbindet, wurde Galliano weltweit bekannt und hauchte seinem Instrument neues Leben ein.

Da das Akkordeon in Finnland einen beinahe kultischen Status besitzt, erstaunt es wenig, dass aus dieser nordländischen Kultur einige der herausragendsten Vertreter dieses Fachs hervorgehen. Dass die Herangehensweise an das Instrument dabei unterschiedlich wie Tag und Nacht sein kann, zeigen uns die beiden berühmtesten Exponenten Kimmo Pohjonen und Maria Kalaniemi.

Die Bezeichnungen für Pohjonen sind radikal und leidenschaftlich ob "Hendrix des Akkordeons", "Tasten- und Knöpfe-Derwisch" oder gar "Akkordeon-Terrorist". Rock, Folk und Avantgarde, Improvisation und Klassik, keltisches und finnisches Liedgut, Tanz und Theaterelemente verschmilzt er zu einem einzigartigen Konglomerat. Dabei verwandelt er sein Akkordeon mit Hilfe elektronischer Effektgeräte in ein vielstimmiges Instrument, traktiert es mit Einsatz des ganzen Körpers, zuckt, bebt, tanzt, wirbelt im Kreis herum, bis hin zur Ekstase.

Kalaniemi’s Spiel ist das pure Gegenteil: gelassen, voller Schönheit und Poesie geht sie ans Werk, die Tiefe der traditionellen Folklore ausschöpfend. Inzwischen widmet sie ihre Kompositionen allerdings nicht mehr nur nordischen Melodien und Weisen, sie flirtet gerne und gut mit Tango, irischer Volksmusik, Csardas und anderen tradierten Musikformen.

Renato Borghetti oder "Borghettinho", wie ihn seine Fans liebevoll nennen, erinnert mit seiner von Souveränität und Spielwitz geprägten Darbietung an das Feeling des Cajun und Zydeco Louisianas - und wie dort verbindet sich auch hier Europäisches mit Afrikanischem, konkret: spanisch-italienische Melodik mit afroamerikanischer Rhythmik. Trotz aller Experimente bleibt Borghetti durch und durch Gaucho, wie er durch sein Bühnenstyling stolz betont, mit langem Haar, Schlapphut und weiten Hosen.

Otto Lechner (hier in einem Interview mit dem Schweizer Sender DRS3) ist ein österreichischer Virtuose, der sein Instrument schweben und unsere Herzen dabei schneller schlagen lässt. Seine Musik sprüht vor Einfallsreichtum und hintergründigem Witz. In Soli pendelt der blinde Künstler zwischen jazzigen Blue Notes zur Blues-Begleitung und ironischen Karikaturen. Dieser Mann hat eine leidenschaftliche Beziehung zu seinem Akkordeon, er selber wird das Instrument  und genau das macht seine Konzerte so ausserordentlich fesselnd und faszinierend.

Wer sich einen guten Überblick über das aktuelle weltweite Akkordeon-Schaffen machen möchte, dem seien folgende beiden CD-Kompilationen wärmstens empfohlen:

-          "Masters of the Accordion" (ARC Music, 2004)

-          "The Planet Squeezebox - Accordion Music from around the World” (Ellipsis Artists, 1997)

Und wir sind natürlich wie immer auch neugierig zu erfahren, welche Akkordeonisten ihr uns empfehlen würdet?

-- Sara