Zum Seiteninhalt springen Zur Navigation springen
18. April 2018

Brad Mehldau - weit mehr als ein Pianist

von Charlotte Brouard-Tartarin

Brad Mehldau als Artist in residence zu begrüßen, bedeutet den Versuch, zumindest für einige Konzerte den Vorhang über dem Geheimnis einer einzigartigen Musikerkarriere zu lüften. Mysteriös ist der amerikanische Pianist mit Sicherheit. Seit fast 30 Jahren offenbart er sich nahezu ausschließlich in Musik.

Seine Musik ist die eines gleichermaßen neugierigen und anspruchsvollen Künstlers, der erstmals Mitte der 1990er Jahre an der Seite des Saxophonisten Joshua Redman bekannt wurde. Seither folgen die verschiedensten künstlerischen Aktivitäten: Zusammenarbeiten mit Persönlichkeiten und  Ensembles aus der klassischen Musik wie Anne Sofie von Otter oder dem Orpheus Chamber Orchestra genauso wie großen Namen des Jazz wie Pat Metheny, Charlie Haden oder Wayne Shorter, Stummfilmbegleitung, Konzerte mit seinem Trio, das ihn mit dem Kontrabassisten Larry Grenadier und dem Schlagzeuger Jeff Ballard vereint, und schließlich als Fortsetzung einer langen Diskographie die Veröffentlichung zweier Alben, das erste mit dem Mandolinisten Chris Thile und das zweite für Klavier solo, angeregt durch Bachs Wohltemperiertes Klavier.

Ein Wort scheint all diese Projekte zu verbinden: Exzellenz. Aber für Brad Mehldau bedeutet diese Exzellenz nicht, sich vom Publikum zu entfernen. Im Gegenteil ist er heute gemessen an Besucherzahlen seiner Konzerte eine der seltenen Lichtgestalten der Jazz-Szene, die ein breites Publikum erreichen, das sich nicht auf Jazz-Liebhaber beschränkt.

«Brad Mehldau hat sich als Komponist, Musiker und Improvisator einen Namen gemacht, der die Grenzen zwischen etablierten Kategorien wie Klassik und Jazz, komponierter und improvisierter Musik ausreizt, wenn nicht gar niederreißt. Mehldau macht all diese Dinge auf einmal.» (BBC)

Brad Mehldau | photo: Michael Wilson Brad Mehldau | photo: Michael Wilson

Die Residenz von Brad Mehldau an der Philharmonie Luxembourg zeigt den Facettenreichtum des  Künstlers und lässt in drei Konzerten seine Vielseitigkeit erfahren. Zunächst wird er ein überraschendes Duo mit dem englischen Tenor Ian Bostridge bilden. Die beiden Künstler begegneten sich 2015 und entdeckten zahlreiche musikalische Gemeinsamkeiten. Das Ergebnis dieses Zusammentreffens ist ein  Liederzyklus, den der Komponist im Einvernehmen mit dem künstlerischen Partner schuf, und der die  verschlungenen und komplexen Pfade menschlichen Verlangens durchleuchtet.

In Mehldaus Residenz folgt ein Konzert mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter  Leitung von Clark Rundell, das ihn abermals als Komponisten und Interpreten nach Luxemburg bringt. Er spielt sein neues Klavierkonzert, das auch von der Philharmonie Luxembourg in Auftrag gegeben wurde. Seine  Residenz beschließt Mehldau mit seinem Trio in einem Konzert auf dem Gipfel des Jazz.

Gleichgültig, ob  Sie Brad Mehldaus Schaffen längst kennen oder es entdecken möchten: die einzige Voraussetzung, seine  Musik zu schätzen, ist die Vorliebe für gute Musik.

Konzerte

  • 22.03.2019 19:00 Uhr

    Brad Mehldau «From Paris to New York»

    Liegt in der Vergangenheit

    Mit Fug und Recht können diese beiden Städte wohl als die schillerndsten Metropolen an sich gelten – und das in Geschichte wie Gegenwart. Von Paris nach New York führt das Programm des «Aventure+»-Konzerts am 22.03. und präsentiert den Artist in residence Brad Mehldau in Personalunion als Komponist und Solist eines Konzertes für Klavier und Orchester. Clark Rundell steht am Pult des Orchestre Philharmonique du Luxembourg und spannt den Bogen über den Atlantik ins Paris von Claude Debussy, dessen Préludes den Abend eröffnen. Für groovigen Nachschlag sorgt im Anschluss an das Konzert im Foyer die Musik von Pol Belardi.

    Kulturpass bienvenue!

  • 11.05.2019 20:00 Uhr

    Brad Mehldau Trio

    Liegt in der Vergangenheit

    In ihrer Mannigfaltigkeit bildet Brad Mehldaus Residenz in der Philharmonie das Wesen dieses vielseitigen Künstlers ab: nach einem Duaoabend mit dem Tenor Ian Bostridge und einem symphonischen Exkurs mit Mehldaus Klavierkonzert beschließt der Pianist seine Luxemburger Saison mit den langjährigen Kollegen seines Trios. Ohne Unterlass entwirft er eine neue Grammatik des Instruments und konjugiert er das Verb «spielen» mit all dessen feinen Nebenbedeutungen. Ein Abend mit Mehldau ist mehr als ein Klavierabend, denn Zeuge seiner aus Neugier gespeisten Geistesblitze und seines Improvastionstalents zu werden, bedeutet, sich an den Ursprung des Jazz zu begeben, wie Vincent Cotro ab 19:15 in seinem Einführungsvortrag in französischer Sprache im Espace Découverte erläutern wird.

    «Es sind Feierstunden des Klaviers, die Brad Mehldau zelebriert, des klaren, unendlich differenzierten und modulierbaren akustischen Klangs.» (Die Zeit)