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23. April 2012

Portugiesische Saudade und kochender Bollywood-Funk

von Philharmonie Luxemburg

«Ich mag spirituelle Musik, die einen mit auf Reisen nimmt: Man versteht nicht immer alles, aber man fühlt etwas. […] Ich mag Soulmusik. Ich habe einiges an sehr alter Musik aus meinem Land, damit ich weiß, woher ich komme. Ich mische alles durcheinander. Ich mag auch Hip hop. Ich liege zwischen all dem, wissen Sie!»
Die junge Fatoumata Diawara, Coverstar des britischen fRoots-Magazins im März 2012, beschreibt ihren Musikgeschmack als «sehr offen» – und wir nehmen das gerne zum Anlass, Sie an dieser Stelle auf einige Musiker mit wirklich sehr offenen Ohren hinzuweisen.

Natürlich stehen die acht Gruppen und Musiker, die im Rahmen des Zyklus «Autour du monde»  in der Philharmonie auftreten, für sehr persönliche Handschriften aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt: Mal spürt man portugiesische Saudade wie bei Madredeus (die übrigens schon 1993, gut ein Jahr vor ihrem großen Durchbruch mit Wim Wenders’ Lissabon-Film, erstmals in Luxemburg waren). Dann wieder macht es der kochende Bollywood-Funk von Red Baraat nicht leicht, einfach entspannt sitzen zu bleiben. Auf spanisches Flamenco-Fieber bei Tomatito folgt echte italienische Liebenswürdigkeit mit Gianmaria Testa. Schließlich entdeckt man (je nach Wahl) den Norden Ungarns, den Süden Brasiliens oder das Alfama-Viertel in Lissabon. Aber so unterschiedlich auch indische Dhol-Trommeln aus New York, kroatische Tambura-Mandolinen aus Ungarn oder die zu Beginn zitierte westafrikanische Singer-Songwriterin aus Paris klingen – freuen Sie sich schon einmal auf sehr offene Ohren!

 

1987 erschien ihr erstes Album, mit Wim Wenders’ Film Lisbon Story (1994) wurden sie dann zu den größten Stars der portugiesischen Musik. Mit neuen Musikern rund um Gitarrist Pedro Ayres Magalhães und Keyboarder Carlos Maria Trindade wirft Madredeus nun einen Blick auf die Essenz aus 25 Jahren.

 

 

Red Baraat

Die junge neunköpfige Dhol’n’brass-Band aus Brooklyn hat sich mit furiosen Konzerten vom Lincoln Center über das Montreal Jazz Festival bis zum Londoner Barbican in kürzester Zeit zu einer der begehrtesten Live-Shows weltweit entwickelt – «eine feurige Mischung aus wildem indischem Banghra und funky New Orleans Brass» (Village Voice).

 

Tomatito

Im Alter von 16 Jahren begann seine Zusammenarbeit mit Camarón de la Isla und Paco de Lucía, seither baten ihn auch Frank Sinatra, Elton John und George Benson zu sich auf der Bühne – einer der Großmeister der spanischen Flamenco-Gitarre kommt in die Philharmonie.

 

Der «Cantautore italianissimo» war 2006 in der ersten Saison bereits in der Philharmonie zu Besuch; seither folgten ein Targa Tenco für das Beste Album des Jahres 2007 und umjubelte Konzerte von Rom bis New York. Im neuen Programm seines 2011 erschienen Albums «Vitamia» zeigt sich der sanfte Sänger teilweise von einer überraschend rockigen Seite.

 

Fatoumata Diawara

Dass «Fatou» – 1982 in Côte d’Ivoire geboren, in Mali aufgewachsen, in Paris lebend – 2011 ihre steile Solokarriere startete, verdankt sich nicht zuletzt dem begeisterten Zuspruch von Musikern, die mit der Sängerin und Gitarristin gearbeitet haben, darunter Oumou Sangaré, Herbie Hancock und Dee Dee Bridgewater.

 

 

Söndörgő

Die temperamentvolle junge ungarische Familien-Band pflegt die aus Kroatien und Serbien stammende Tambura-Tradition – und wie: Für das Londoner Magazin Songlines zählt «Tamburising» zu den zehn besten Neuerscheinungen des Jahres 2011. Keine Geigen, keine Blechbläser – hier ist die rasante Balkan-Mandoline ganz in ihrem Element.

 

Fado ist ihre Muttersprache: Die 1984 in Lissabon geborene Carmo Rebelo de Andrade sang erstmals mit 12 Jahren in der von ihrer Mutter geführten Taverna do Embuçado im Alfama-Viertel. 2005 war sie die große Entdeckung beim Prémio Amália, im März 2012 ist ihr zweites Album «Alma» erschienen.

 

Renato Borghetti Quartet

Er kommt aus dem Land der Gaúchos, dem Rio Grande do Sul im äußersten Süden Brasiliens, und spielt Akkordeon wie ein Weltmeister. Die neue Live-CD des Latin-Grammy-Gewinners gehört u.a. für All about Jazz in Italien und Het Parool in den Niederlanden zu den Höhepunkten des Jahres 2011.