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28. Mai 2020

«Jede Woche hier ist für mich ein Highlight»

von Lydia Rilling

Gustavo Gimeno im Gespräch mit Lydia Rilling

Gustavo Gimeno schaut lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit. Doch als die Rede auf die Tournee mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg im Herbst 2019 durch Südamerika kommt, gerät er ins Schwärmen. Diese Tournee, das spürt man, wird er nie vergessen: «In São Paulo haben wir in einem herrlich warm klingenden Saal Brahms’ Erste Symphonie gespielt. Das war einer dieser Momente, wo einfach alles zusammenpasst und die Energie so fließt, dass man sie nicht stoppen kann. So etwas zu erleben, ist unglaublich inspirierend.»

Seit 2015 ist Gimeno Chefdirigent des OPL und hat im Frühjahr seinen Vertrag vorzeitig bis 2025 verlängert: «Diese langfristige Perspektive ist ganz wichtig, denn wie in einer Beziehung gibt es allen Sicherheit, wenn man sich ohne Fragezeichen zueinander bekennt. Diese dauerhafte Bindung ist heute, wo Orchester schnell Dirigenten wechseln, ungeheuer wichtig. Zugleich weiß man aber auch, dass 2025 Schluss ist und man damit einen zeitlichen Rahmen hat für all das, was man noch gemeinsam bewirken will.»

In der Saison 2020/21 bietet Gimeno ein weit gespanntes Programm von Bruckner und Debussy bis zu Strawinsky, Schostakowitsch und Dutilleux. Ein Schwerpunkt liegt auf Beethoven, dessen Klavierkonzerte an drei Abenden mit Kompositionen der Zweiten Wiener Schule kombiniert werden: «Wir verfolgen mit Beethoven und den Werken von Berg, Schönberg und Webern zwei Linien, die in ihrer emotionalen Unterschiedlichkeit einander neu beleuchten. Ich finde solche Kontraste, die historisch doch wieder eng miteinander verbunden sind – gleiche Stadt, gleiche Tradition, aber 100 Jahre zeitliche Distanz –, in Programmen ungemein reizvoll».

Von den herausragenden Solisten, mit denen Gimeno in der Saison 2020/21 konzertieren wird, hebt er Leonidas Kavakos und Krystian Zimerman hervor: «Sobald Zimerman nur einen Akkord anschlägt, hört man, dass es so einfach stimmt. Natürlich spürt man bei ihm auch die Geschichte: Er war schon vor 40 Jahren berühmt, hat mit Bernstein gespielt usw. Ich schätze Musiker wie ihn und Kavakos ganz besonders, weil sie so ehrlich und treu gegenüber sich selbst sind. Sie sind starke Persönlichkeiten, die die Partitur absolut transparent zum Klingen bringen auf sehr natürliche und organische Art und Weise.»

Seine Vertragsverlängerung zeigt es: Gustavo Gimeno will mit dem OPL noch viel erreichen. Solange liegt ihm in Luxemburg nichts ferner als Routine: «Jede Woche hier ist für mich ein Highlight – durch das Orchester, die Programme, die Solisten und die Kontexte.»

 

Titelfoto: Marco Borggreve

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