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23 February 2011

Klassik in die Bar!

by Philharmonie Luxemburg

Die Klassische Musik-Szene bemüht sich immer wieder, ihr verstaubtes und eher "uncooles" Image loszuwerden. Dass Beethoven, Schubert oder Gershwin alles andere als langweilig und reizlos sind, das wissen regelmässige Konzertgänger sehr wohl. Wie kann man aber die Menschen, die an den alten Klischees festhalten, vom Gegenteil überzeugen?  (Und es handelt sich hierbei lange nicht nur um Jugendliche!)

Eine Möglichkeit besteht darin, klassische Musik dorthin zu bringen, wo Menschen sich ohnehin gerne aufhalten.Zum Beispiel in einer Bar, dachte sich zumindest Joshua Smith, erster Flötist beim Cleveland Orchestra. "Regelmässig treten Musiker aus Pop, Rock oder Jazz in Bars auf. Wieso also nicht auch klassische Musiker?"  Joshua Smith bat vier seiner Kollegen aus dem Orchester ihn zu begleiten und einen Abend lang, die Gäste der Bar "Happy Dog" mit Mozart, Britten und Kodaly zu vergnügen. Mit Erfolg! Schon beim ersten Abend standen die Leute vor dem Eingang Schlange, der zweite Abend wurde sogar auf sämtlichen Blogs und in den Tageszeitungen (darunter der Plain Dealer und die altehrwürdige New York Times) angekündigt.

Sicher, nicht alle Anwesenden hörten pflichtbewusst zu. Aber genau dies gefiel zum Beispiel dem Journalisten des Plain Dealer so sehr:
"In my opinion, the fact that not everybody was paying rapt attention was the best part. For a few brief moments, classical music was normal, an occupant of that elusive territory between the background and the high, reverential foreground. It was actually part of everyday life."

Natürlich ist die Frage berechtigt, ob eine Bar der richtige Ort für ein klassisches Konzert ist.  Aber der Musik hat es nicht geschadet und die Musiker haben sicher nicht minder konzentriert und hingebungsvoll gespielt. Hat Bach seine Kaffee-Kantate nicht auch im Zimmermannschen Kaffehaus in Leipzig aufgeführt?

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Klassische Musik wird weiterhin überwiegend in einen Konzertsaal gehören. Doch gelegentliche Ausflüge, an Orte an denen man sie nicht erwartet, sind sicher nicht verkehrt! Denn wie Joshua Smith erklärt:

"I love sharing what I do with people. And I love that I can do this in many ways. The concert hall experience is wonderful, and our orchestra is one of the best in the world. But bringing intimacy, connection, and, especially, awareness of how spontaneous and vital and alive classical music can be off the stage and into places where people least expect to engage with it might serve to draw people into the experience in a different way."

Die ganze Aktion hat jedenfalls für reichlich Aufsehen gesorgt und bestimmt dem Einen oder Anderen beim Biertrinken Mozart oder Britten näher gebracht.

Was denkt ihr? Sollte man solche Experimente auch hierzulande wagen oder empfindet ihr das eher als amerikanischen Unsinn?

-- Didier