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08 June 2011

Schüler schreiben für unseren Blog (II)

by Philharmonie Luxemburg

In den kommenden Wochen präsentieren wir hier auf dem Blog der Philharmonie Konzertbesprechungen und -rezensionen von Schülern des Lycée classique de Diekirch. Diese besuchen im Rahmen ihres Musikunterrichtes diverse Konzerte und schreiben anschliessend eine Arbeit über ihre Eindrücke, über die Musik und die auftretenden Künstler. Vielen Dank an alle Schüler(innen)!

Der Chorus sine Nomine stand unter der Leitung ihres Gründers Johannes Hiemetsberger. Das Vokalensemble hat bereits eine beeindruckende Anzahl  von absolvierten Konzerten auf der ganzen Welt aufzuweisen und ist auf dem Gebiet der historischen Chormusik sehr bewandert. So ist es nicht verwunderlich, dass sie bereits Werke wie die Bach Passionen oder Le nozze di Figaro von Mozart aufgeführt haben. Ihre professionelle Präsentation dieses stimmlich ziemlich anspruchsvollen Werkes zeigt, auf welchem Niveau dieses Vokalensemble sich befindet. Neu hingegen war, dass sie  nicht streng nach Stimmlagen getrennt standen, sondern abwechselnd als Frauen- und Männerstimmen und die äußeren Sänger der beiden Sitzabschnitte gehörten je einer Stimme an. Dies machte es fast zu einem Ratespiel, wer welche Stimme sang. Nicht zuletzt war es doch die Dynamik und die durchdringende Wirkung der vorgetragenen Chorsätze, die einen aufhorchen ließen.  Man merkte, dass der Chor Freude beim Singen hatte und so hatte man als Zuschauer auch Freude am Zuhören.

Eine musikhistorische Reise in den frühen Barock

Die musikalische Unterstützung bekam der Chorus sine Nomine von dem Ensemble Prisma Wien, ein Streicherensemble das hier durch zwei Violinen, zwei Bratschen, Cello und Kontrabass vertreten war. Passend zu der Entstehungsepoche des Werkes, waren die Streichinstrumente historisch angepasst. Also in tieferer Stimmung und anstelle der bekannten Stahlsaiten, mit Darmsaitenbespannt. So wirkte die Aufführung wie eine musikhistorische Reise in den frühen Barock, was durch das Ensemble Tonus noch bekräftigt wurde. Diese sind spezialisiert auf dem Gebiet von Bläsermusik der Renaissance und des Barock auf historischen Instrumenten, was sie auch während des Konzertes unter Beweis stellten.

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Gespielt hat das Ensemble auf folgenden Instrumenten: barocke Alt-Zugposaunen, Blockflöten und krummen Zinken, mit einem Mundstück wie bei der Trompete und Grifflöschern wie bei der Blockflöte. Alle Instrumentalisten bewiesen Perfektion im Beherrschen von den Besonderheiten der barocken Musik. Dazu zählen zum größten Teil die Verzierungen, die anders sind als in der Spätbarocken Musik. Die sogenannten Triller sind keine Noten die im schnellen Wechsel gespielt werden, sondern das rhythmisch zuerst schnell und dann langsamere Wiederholen der gleichen Note, um ein Beispiel zu nennen. Wie schon beim Chor, waren auch die Instrumentalisten von einer bemerkbaren Lust zum Spielen geleitet. Dies war auch der Grund für das körperliche Mitschwingen mancher Musiker, was auf Musiklaien sicher einen merkwürdigen Eindruck gemacht hat.

...eine zu lang geratene Laute...

Die letzte Gruppe Musiker haben ein etwas seltsameres Instrument gespielt, ausgesehen hat es wie eine zu lang geratene Laute. Hierbei handelte es sich um die sogenannte Chitarrone. Sie ist im Eigentlichen gebaut wie eine Laute, hat nur viel längere Bass-Saiten. So ist dieses Instrument  zusammen mit der Orgel oder auch dem Cembalo eines der Fundamentinstrumente des barocken Generalbasses, welcher auch in Monteverdis Werk eine Rolle spielte. Denn hier war die Chitarrone gleich drei Mal vertreten und es erklang abwechselnd Orgel und Cembalo.

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Als Letztes bleiben noch die Solisten zu erwähnen, von denen es beim Konzert sieben gab. Als erstes sind (da) Theresa Dlouhy und Barbara Achammer zu nennen. (Beide Sopranistinnen haben in Wien studiert.) Genau wie der Altus Markus Foster und der Tenor Daniel Johannsen, die Bässe Matthias Helm und Josef Wagner. Der Tenor Tore Tom Denys hingegen absolvierte zuerst ein Trompetenstudium und erst später studierte er Gesang. Wie auch schon die Instrumentalisten bewiesen auch die Sänger eine stimmliche Ausdauer und Tragkraft. Für verschiedene Arien begaben sich die Solisten auch an andere Stellen. Beispielsweise in einen der „Türme“ des Konzertsaales, zu der Orgel oder auch einfach hinter die Tür zur großen Bühne um ein Echo zu singen, was das Konzert auch wieder interessanter machte. Das übertreffliche Auftreten der Solisten mit ihrer begleitenden Chitarrone begeisterte das Publikum, was man am schier endlosen Beifall am Ende des Konzerts feststellen konnte. Allein an der Anzahl der Besucher lässt es sich ausrechnen wie hoch das Interesse der modernen Menschen doch noch an Alter Musik ist, obwohl diese heutzutage weitgehend vernachlässigt und unterschätzt wird.

Mireille Klees, (2e F Lycée Classique de Diekirch)